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Kreuzfahrt zwischen den Ozeanen – der Panamakanal



Heute, am 15. August 2014, vor genau 100 Jahren wurde ein seit langer Zeit gehegter Seefahrertraum Wirklichkeit: Als erstes Schiff durchfuhr am 15. August 1914 der Dampfer „Ancón“ den Panamakanal. Die gut 80 Kilometer lange Wasserstraße verbindet seitdem Pazifik und Atlantik über die mittelamerikanische Landbrücke und erspart Schiffen damit den langen Weg um das Kap Horn vor der südamerikanischen Landspitze. Pro Jahr durchfahren im Schnitt etwa 14.000 Schiffe den Kanal, darunter auch viele Kreuzfahrtschiffe.

Ein Weltwunder wird 100 Jahre alt

Bis heute gilt der Panamakanal als eines der wagemutigsten Bauprojekte aller Zeiten, bei dem eines der monumentalsten Bauwerke der Weltgeschichte entstand. Ingenieure und Arbeiter mussten sich durch Berge sprengen und mit gigantischen Dämmen Seen aufstauen und Schleusen errichten. Sie verwirklichten damit einen uralten Traum, denn schon im 16. Jahrhundert hatten spanische Schifffahrt durch den PanamakanalKonquistadoren einen Durchbruch in der Mitte Amerikas in Angriff genommen. Als Erster plante Alvarado de Saavedra Colón auf Anregung von Kaiser Karl V. ein solches Bauwerk, aber es sollten noch mehr als 350 Jahre vergehen, bis es wirklich zu konkreten Taten kam.

Dann begann der Panamakanal als Projekt aus Frankreich. Der Erbauer des Suezkanals, der Franzose Ferdinand de Lesseps, übernahm diese Aufgabe, aber er unterschätzte die Gefahren und Hindernisse, die im Dschungel mit seiner gewaltigen Mückenplage lauerten. In den Jahren von 1881 bis 1889 rafften die Malaria und vor allem das Gelbfieber rund 22.000 Arbeiter dahin. Wie ein Zeitzeuge berichtete, wurden die Leichen waggonweise abtransportiert, manchmal bis zu vier Züge am Tag randvoll mit Toten. Mit einem Verlust von 287 Millionen US-Dollar mündete der französische Versuch in einer gigantischen Pleite.

Was von dieser ersten Phase des Kanalbaus übrigblieb, übernahmen später die Vereinigten Staaten. Auf ihr Betreiben hin gab es sogar eine Revolution, in deren Folge sich die Region von Kolumbien abspaltete und 1903 als Panama ihre Unabhängigkeit erlangte. Dafür wurden den USA umfangreiche Rechte innerhalb der Kanalzone bis zum Ende des 20. Jahrhunderts eingeräumt. Anders als die Franzosen, die den Kanal ohne Staustufen bauen wollten, errichteten die Amerikaner mehrere Schleusen, um den Höhenunterschied zwischen den Ozeanen zu überwinden. Den gern als „achtes Weltwunder“ bezeichneten Kanal kontrollierten die USA dann nach der Fertigstellung komplett für mehr als acht Jahrzehnte, bevor er 1999 an den panamaischen Staat übergeben wurde.

Große Errungenschaft für die weltweite Seefahrt

Der Panamakanal veränderte und prägte über Jahrzehnte den Welthandel. In der ersten Zeit nach der Eröffnung stellte er vor allem für die USA eine äußerst nützliche Route dar, um Fracht, sowohl wirtschaftliche als auch militärische, von einer Küste zu anderen zu transportieren. In den 50er und 60er Jahren begannen Europäer und Japaner die Strecke zu nutzen, in den letzten 25 Jahren kamen vermehrt lateinamerikanische Frachter dazu. Ein chinesisches Schiff durchfuhr den Panamakanal erstmals im Jahre 2001 – inzwischen schickt China rund ein Viertel seiner Handelsgüter durch den Kanal in alle Welt.

Schiffsreise - Schleusen im PanamakanalEine lautstarke Feier dürfte es werden, obwohl für die eigentlichen Geräusche wohl eher nicht die knallenden Sektkorken sorgen werden. Seinen Geburtstag muss der Kanal inmitten von schweren Lastwagen, Kränen und Baggerlärm begehen, denn zur Zeit ist er wieder eine riesige Baustelle – und das bereits seit 2007. Für das Projekt, mit dem der Panamakanal erweitert werden soll, sind rund 3,9 Milliarden Euro veranschlagt. Die Bauarbeiten, bei denen unter anderem ein dritter Schleusengang mit Wasserspeichern entstehen soll, sollten ursprünglich zum Jubiläum beendet sein. Inzwischen geht man von einem Abschluss der Bauarbeiten im Jahre 2016 aus.

Für große Schiffe zu klein

Die Bauarbeiten am Panamakanal inklusive der neuen Sparschleusen wurden notwendig, weil er inzwischen schlichtweg zu klein für die großen Schiffe geworden ist. Um ihn auch zukünftig für die internationale Handelsschifffahrt attraktiv zu halten, wurde der Ausbau angegangen – immerhin werden fünf Prozent der weltweiten Seefracht hier hindurch transportiert. Mit der Erweiterung soll es dann auch Containerschiffen der sogenannten Postpanamax-Kategorie, die mehr als 12.000 Container laden können, möglich sein, diese Wasserstraße zwischen Atlantik und Pazifik zu benutzen. Momentan ist der Kanal nur für mittelgroße Containerschiffe befahrbar.

Im nördlicher gelegenen Nicaragua ist man dabei, eine Alternative zum Panamakanal zu schaffen. Hier sollen Ende 2014 die Bauarbeiten für eine eigene Wasserstraße zwischen Atlantik und Pazifik beginnen. Er soll von der Flussmündung des Rio Punta Gorda an der Küste der Karibik auf einer Länge von 278 Kilometern über den Nicaragua-See im Landesinnern bis zur Mündung des Rio Brito an der Pazifikküste führen. Schiffe sollen etwa 30 Stunden für die Durchfahrt benötigen. Das Projekt wird voraussichtlich 30 Milliarden Euro verschlingen und sichert der verantwortlichen HKND Group aus Hongkong das Kreuzfahrten durch den Panamakanalanschließende Betreiben des Kanals für 100 Jahre. Fraglich ist allerdings, ob zwei Kanäle in Mittelamerika auf Dauer wirtschaftlich lebensfähig sind.

Als Kreuzfahrtgebiet sehr beliebt

Unter Kreuzfahrern gilt eine Passage durch den Panamakanal als ein einzigartiges Erlebnis. Die im Schnitt rund zehn Stunden dauernde Passage ist aber nicht nur für die Passagiere ein Highlight und aufregend, auch Kapitän, Mannschaft und Lotsen an Bord des Kreuzfahrtschiffes leisten hier absolute Maßarbeit. Obwohl der Kanal vorrangig dem Welthandel dienen sollte, sah man schon frühzeitig auch touristisches Potenzial. Der Schriftsteller Stefan Zweig, der die damals größte Baustelle der Welt besuchte, schrieb begeistert, dass einst Schiffe mit Restaurants, Vergnügungslokalen und Schwimmbassins hier verkehren, auf denen Passagiere friedlich beim Tee sitzen oder Bridge spielen würden. Und genauso ist es gekommen.

 

Bildquelle:
Ted McGrath – flickr.com
dsasso – flickr.com

 

 

 

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